Wer heute eine neue Lebensversicherung abschließt, hat sehr wahrscheinlich schon mit BPMN und DMN zu tun gehabt – auch wenn die Abkürzungen nur wenigen bekannt sein dürften. Business Process Management (BPM) wabert bereits seit Jahren als Begriff durch die IT-Szene und bietet viel Raum für Interpretation. Denn Geschäftsprozess Management ist letztlich fast alles, womit sich Unternehmen und der Öffentliche Sektor beschäftigen.
Mit BPMN 2.0 (Business Process Model and Notation) verhält es sich anders. Der von der //OMG entwickelte Notationsstandard hilft uns als Analysten und Experten für das Anforderungsmanagement Abläufe standardisiert und verständlich zu beschreiben und er verkürzt den Weg zur Softwareentwicklung dramatisch. Denn moderne Business Process Management Systeme (BPMS) können in BPMN 2.0 modellierte Prozesse direkt ausführen. Kombiniert man diese Fähigkeiten mit einer Komponente zum regelbasierten Fällen von Entscheidungen, hat man ein mächtiges Werkzeug zur Hand, mit dem sich nicht nur Versicherungsprodukte passgenau berechnen lassen. Dass die OMG jetzt mit //DMN einen neuen Standard zur Modellierung von Entscheidungen vorlegt zeigt, wie aktuell das Thema ist.
In unserem Fachvortrag auf der diesjährigen //BPMCon konnten wir am Beispiel des Projekts FINK für die Deutsche Bahn AG zeigen, dass sich durch Kombination eines Business Process Management Systems mit einer Rules Engine sehr flexible Möglichkeiten zur qualitätsgesicherten Datenerfassung eröffnen. Im konkreten Projekt müssen Fachplaner naturschutzfachliche Daten in ein Expertensystem eingeben, aus dem jährlich ein Bericht für das Eisenbahn-Bundesamt erstellt wird. Entscheidend dabei: Die Daten entstehen erst sukzessive im Planungsprozess und können nicht zu einem Zeitpunkt vollständig eingegeben werden. Die Qualitätsprüfung erfolgt daher nicht direkt auf der Eingabemaske sondern kontextabhängig durch einen automatisierten Geschäftsprozess. Die Regelengine stellt sicher, dass nur geprüfte Daten das Haus verlassen.
Während für Versicherungen vor allem die Dunkelverarbeitung – also die Berechnung im Hintergrund – von Interesse ist, zeigt das DB Beispiel: Auch Prozesse mit viel Benutzerinteraktion können durch die Kombination von BPMN und Decision Management auf ein neues Niveau gehoben werden. Hier unterstützt Automation den Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung.