Kommt es im Rahmen von Infrastrukturprojekten zu Eingriffen in Natur und Landschaft, müssen diese kompensiert werden. So fordert es das Bundesnaturschutzgesetzt (BNatSchG). Für die Deutsche Bahn – Umwelt Vorreiter und einer der größten Bauprojektträger des Landes – bedeutet das mehrere Tausend Kompensationsmaßnahmen pro Jahr, die geplant, entwickelt und dauerhaft unterhalten werden müssen.
Das Eisenbahn Bundesamt – wichtigstes Kontrollgremium der Deutschen Bahn – verlangt regelmäßige Berichte über den Zustand der Kompensationsmaßnahmen. Um dies Aufgabe konzernübergreifend effizient bewältigen zu können, setzt die DB seit 2016 das webbasierte Expertensystem FINK ein.
Geplant und entwickelt hat die Software ein agiles Team, in dem Fachseite, IT und externe Berater von Anfang an zusammen gearbeitet haben. Aufgabe der econauten war es, das Anforderungsmanagement aufzusetzen und zu steuern. Gemeinsam mit DB Umwelt, DB Systel und dem Software-Entwicklungshaus Ancud IT wurden die Anforderungen umgesetzt.
Zusammen mit Naturschutz-Experten mehrerer DB Geschäftsbereiche wurden die Anforderungen an den Prozess und das neue IT-System systematisch erhoben. Wichtigste Erkenntnisse: Kompensationsverpflichtungen sollten zukünftig schon in der Planungsphase erfasst und während des gesamten – bis zu 30 Jahre langen – Lebenszyklus fortlaufend aktualisiert werden. Medienbrüche sollten abgebaut und der bisher stark dokumentenlastige Workflow durch digitale Geschäftsprozesse ersetzt werden. In Abstimmung mit der Behörde sollte außerdem der Bericht ans Eisenbahn-Bundesamt auf das maschinenlesbare Format XML umgestellt werden.
In mehreren Workshoprunden entstanden aus einem groben High-Level Prozess detaillierte Teilprozesse. Modelliert wurden sie von den econauten in der Standard-Notation BPMN 2.0. Die so erstellten Diagramme sind leicht verständlich und dennoch präzise – wichtige Voraussetzung, um mit dem Software-Entwicklungsprojekt zu starten.
Als Innovationsprojekt mit hohem zeitlichem und inhaltlichem Erwartungsdruck konnte FINK nur mit agilen Methoden erfolgreich umgesetzt werden. Gemeinsam mit DB Systel entschieden sich die econauten für ein an SCRUM orientiertes Methoden-Framework. Mit klar umgrenzten Aufgabenpaketen – so genannten Userstories – wird dabei der Funktionsumfang eines frühen Prototypen kontinuierlich erweitert. Während der Umsetzung agierten die econauten als “Product Owner Proxy” an der Schnittstelle zwischen Fachseite und IT, und sorgten mit ihrer Erfahrung für präzise Userstories, die sich widerspruchsfrei in IT umsetzen lassen.
Entstanden ist ein zukunftsfähiges IT-System, das auf enterprisefähigen Open Source Komponenten basiert. Auf Empfehlung der econauten wurde Camunda BPM zur Ausführung der Geschäftsprozesse ausgewählt. Die schlanke und hoch skalierbare Java-Anwendung kann BPMN 2.0 Modelle direkt ausführen. Die hohe Qualität der naturschutzfachlichen Daten in FINK werden durch ein Decision Management System gewährleistet. Und dass webbasierte Business Software auch Spaß bei der Bedienung machen kann, beweist die moderne Benutzeroberfläche – basierend auf dem Open Source Portal Liferay.
Die Entwicklung und Einführung von FINK – dem neuen Fachinformationssystem Naturschutz und Kompensation der Deutschen Bahn AG – zeigt, dass mit den richtigen Partnern und einer zukunftsfähigen Architektur auch innovative IT-Projekte in großen Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden können. Es freut uns, dass wir zu diesem Erfolg beitragen konnten.
Sprechen Sie uns an: //Iris Rabener, //Ingo Rau, //Jürgen Neumann
Diesen Text als PDF downloaden
Download Projektbeispiel